"Das tollste, was Sie denken können. Bunt in Stil und Farbe. -Mächtige Mosaiken unter breitgewölbten Bogen wie bedeutende Augen unter ernsten Brauen. Darüber heitere, fast übermüthige Thürmchen, drohende Säulenkapitäle und versöhnte, greise Kuppeln."
Diese Passage stammt aus dem ersten Brief Rilkes aus Venedig, an Nora Goudstikker, am 28.3.1897.
Sein Gedicht über die Basilika, schuf er zehn Jahre später.
San Marco
In diesem Innern, das wie ausgehöhlt
sich wölbt und wendet in den goldnen Smalten,
rundkantig, glatt, mit Köstlichkeit geölt,
ward dieses Staates Dunkelheit gehalten
und heimlich aufgehäuft, als Gleichgewicht
des Lichtes, das in allen seinen Dingen
sich so vermehrte, daß sie fast vergingen -.
Und plötzlich zweifelst du: vergehn sie nicht?
und drängst zurück die harte Galerie,
die, wie ein Gang im Bergwerk, nah am Glanz
der Wölbung hängt; und du erkennst die heile
Helle des Ausblicks: aber irgendwie
wehmütig messen ihre müde Weile
am nahen Überstehn des Viergespanns.
**********
Vor 112 Jahren konnte Rilke noch als "Meister des, wie in erlauchter Goldschmiedekunst, gehämmerten Worts" [Stefan Zweig]
über die Basilika berichten.
Heute im Jahr 2009, liest sich ein Bericht über Venedig u.a. so :
Kein Geld für Venedigs Paläste.
"Venedig hat keinen Cent mehr, weder für seine Kirchen noch für die Denkmäler oder das Ausbaggern der Kanäle"
Sind Kulturgüter für die heutigen Generationen nicht mehr erhaltenswert?