Das Erziehungsdilemma?

Landauf und Landab wird zur Zeit über das Thema Kinder, Schule, Lehrer diskutiert und auch in meinem Freundes und
Bekanntenkreis wurden schon heiße Debatten geführt.
Die Meinungen sind so verschieden , wie die Altersstufen und Berufe, aus denen sich meine Mitdiskutanten zusammensetzen.
Kinder sind doch unsere Zukunft und *sollen es einmal besser haben, als wir* ist immer noch der eindeutige Tenor - nur: wann hätten es unsere Kinder besser?
Ich selbst, in einer Familie großgezogen, Mutter nicht berufstätig und ich deshalb *kein* Schlüsselkind, wie man damals sagte, habe natürlich eine ganz andere Sicht auf dieses Problem als jene, deren Mütter, aus welchen Gründen auch immer (Alleinerzieher, materielle Wünsche, Selbstverwirklichung), erwerbstätig waren und sind.
Für meine Begriffe sind Kinder dann arm, wenn sie größtenteils sich selbst überlassen bleiben. Das beginnt im Kleinkindalter, wo es doch so bequem ist, das Fernsehgerät einzuschalten und damit einen (fast) kostenlosen Babysitter zu haben. Das setzt sich fort in der Schulzeit, wenn den Kindern statt Familie *Geld* geboten wird und meine Aussage hier, ist nicht aus der Luft gegriffen. Im Bestreben den Kindern all das zu bieten, was mann/frau vielleicht selbst nicht hatte, schießen viele über das Ziel hinaus und Kinder bekommen *Taschengeld* wovon wir nicht einmal geträumt hätten.
Eltern sind keine Autoritätspersonen mehr, Liebe wird mit Verwöhnen verwechselt, das soziale Verhalten der Kinder untereinander wird dadurch fragil, weil sie ja meist unter den selben Prämissen aufgezogen werden.
Alleinerziehende Frauen/Männer die berufstätig sein MÜSSEN, haben es ohnedies schwer, den Kindern *Familie* zu bieten, wenn diese Elternteile aber, in ihrer Freizeit auch noch vermehrt ihren eigenen Interessen nachgehen, dann entsteht für die Kinder
ein Vakuum und die, sich-selbst-überlassen-sein Situation, trifft sie absolut.
Meine persönliche Idealvorstellung wäre, mehr Zeit für die Kinder, mehr Geborgenheit aber auch Erziehung ( im positivsten Sinne)
Ich mußte mir in den Diskussionen auch sagen lassen, daß meine Einstellung , einer Forderung * Mütter zurück an den Herd*
gleich käme und Frauen , die sich nicht selbst verwirklichen können, unglücklich seien und daher auch keine guten Mütter abgeben.
Das Thema Verzicht ist heute schon ein Tabu :
Verzicht auf mehr Geld zu Gunsten der Kinder und dafür mehr Freizeit mit ihnen --> ist das ein völlig irrealer Wunsch?
Herr B. - 28. Feb, 09:31

Ein schwieriges Thema. Ich denke, wie so oft liegt die Lösung IMHO irgendwo in der Mitte. Als "Betroffener" kann ich da aus eigener Erfahrung sprechen. Das Geld ist knapp, trotzdem möchte man dem Kind gerecht werden. Bei getrennt lebenden Eltern ein schwieriger Spagat. Meine Frau versucht daher, eine Teilzeitbeschäftigung zu finden, die es ihr erlaubt, Geld nach Haus zu bringen und gleichzeitig für das Kind da zu sein. Doch das ist schwierig, denn Jobs für Hausfrauen sind kaum zu finden. Also wird es wohl nötig werden, dass ich dann einspringe, also mal einen Abend im alten Zuhause verbringe, damit Sohn nicht allein sein muss. Doch nicht in jeder Familie ist das möglich.
Ich halte aber nicht sehr viel davon, dass Frauen nur noch am Herd stehen. Bei uns hat das dazu geführt, als ich noch dort wohnte, dass meine Frau fast jeglichen Kontakt zur Außenwelt, man könnte fast sagen zur Realität verloren hat. Sie meinte stets, ihr würde das ausreichen, aber diese Beschränkung nur auf Familie führte bei uns zu Konflikten.
Bei uns auf dem Dorf - wer dort hinzieht, hat eher weniger Probleme mit dem Geld - sind so gut wie alle Kinder noch gut behütet. Das merkt man sehr wohl am Verhalten der Kinder, sowohl untereinander als auch nach "außen". Hier, wo ich jetzt wohne, in einem sozialen Brennpunkt, sind diese von Dir beschriebenen Defizite sehr verbreitet. Die Ursachen dafür sind aber vielschichtig und nicht in Schwarz und Weiß zu trennen. Ist das ein Großstadtproblem?

Elisabetta1 - 28. Feb, 10:34

wo ist das mittelmaß?

du sagst es, *nur* noch am herd stehen finde ich selbst ja auch nicht, als das gelbe vom ei, aber wo bitte ist die möglichkeit , dem kind genügend aufmerksamkeit zukommen zu lassen und doch noch etwas zu verdienen.
bei uns ist ja gerade das thema akut, daß lehrer 2 stunden (ohne zusätzliche bezahlung) mehr für die schule aufbringen sollten. ich habe in meinem freundinnenkreis sowohl kindergärtnerin als auch lehrerinnen und was die mir erzählen........ wie kinder in den kindergarten!!! und in die schule kommen, ohne frühstück, unausgeschlafen, weil fernsehkonsum bis spät am abend, mit einem vokabular in ihrer sprache, welches die betreuenden personen nur mehr den kopf schütteln läßt..... und.....und.....und
auf dem land ist es sicher besser als in den großen städten, aber die masse wohnt halt in den ballungszentren.
früher gab es großfamilien, wo entweder überhaupt, oder halt in notfällen, oma, opa oder tanten die kleinen oder größeren betreut haben und somit die kinder wohlbehütet aufgewachsen sind - diese
konstellation ist heute kaum noch vorhanden und das wirkt sich eben auch aus.
wie immer die betrachtungsweise ist - die kinder sind die leidtragenden.
Herr B. - 28. Feb, 10:42

Es erfordert eine Menge Aufwand, Willen und gute Organisation, um Kindern genügend Aufmerksamkeit widmen zu können, und natürlich Geld. Irgend etwas fehlt leider meistens. Ich frage mich nur, wo das hinführen wird ...
WolfgangGL - 28. Feb, 11:31

Ich weiß was es heißt ein Schlüsselkind zu sein! Immer allein, niemand redet mit einem - und das war das Schlimmste, diese ewige Stille.

Christine (Gast) - 28. Feb, 12:11

Ja, und dass man nach Hause kam, ohne dass jemand zur Begrüßung da war. Noch heute - nach Jahrzehnten - geniesse ich es zu klingeln, damit mir geöffnet wird. Diese Gefühl des Verlassenseins, wenn auf dem Nachhauseweg die mich begleitenden Kinder an der Tür von ihren Müttern empfangen wurden.
Elisabetta1 - 28. Feb, 13:42

@wolfganggl & christine -->manchesmal war ich in meiner abenteuerlust...

...als kind ,schon ein bißchen *gebremst*, weil die mutter meine tätigkeiten beaufsichtigte , aber ich mußte dafür niemals alleine essen, konnte alle positiven und negativen erlebnisse sofort mitteilen und viel später, schon als junge erwachsene, habe ich diese kindheit erst richtig zu schätzen gewußt.
schlüsselkind (Gast) - 28. Feb, 14:51

morgen ist alles wie vorgestern?

vielleicht sollte der blog umgetauft werden?

Elisabetta1 - 28. Feb, 18:03

@schlüsselkind

genau das ####### wären die idealen voraussetzungen, um erziehung und berufstätigkeit unter einen hut zu bringen und wenn wir dann auch noch die mütter haben, die das berücksichtigen, das wäre doch das beste für die kinder!

Sie fanden heraus, dass die berufstätigen Frauen die geringere Zeit mit den Kindern etwas streckten, indem sie ihnen an Wochenenden mehr Aufmerksamkeit widmeten. ######### Außerdem schränkten sie sich bei anderen Aktivitäten wie Hausarbeit, Sport oder Reisen zu Gunsten ihrer Kinder ein.######## Die Mütter können den Kindern dadurch ein anregendes Umfeld geben.

########## Hat für berufstätige Mütter in der verbliebenen Zeit ihr Kind Priorität, so seien dies beste Voraussetzungen für eine gute Entwicklung des Nachwuchses ##########

p.s. abgesehen davon, ist dieser artikel aus dem jahre 2005 und in den vergangenen 4 jahren hat sich auf diesem gebiet, leider, viel zum negativen verändert.
WolfgangGL - 28. Feb, 16:51

@Elisabetta1

Jetzt, rückblickend, fällt mir auf, dass das Sprechen doch eine hohe Wichtigkeit hat. Denn man kann ja davon ausgehen, dass Kinder mit denen wenig gesprochen wird, zu Schulbeginn dann auch einen begrenzten Wortschatz haben - also demzufolge geringere Chancen in der Schule haben, als Kinder deren Mütter für die Kinder da waren. Mit mir wurde wenig geredet, wie auch, wenn nie jemand da war und ich hatte dadurch Nachteile. Christine hat es ganz gut ausgedrückt, dies Gefühl Verlassen worden zu sein war ständig mindestens unterschwellig in meinem Leben vorhanden und vielleicht spielt es noch immer eine gewisse Rolle. Dies Lebensgefühl zusammen damit sich wenig zu äußern haben mir oft Schwierigkeiten eingebracht und ich glaube, Anderen denen es ähnlich erging würden bestätigen, dass das sich zu wenig um Kinder zu kümmern einen unguten Einfluss ausübt.
Du hast es gut gehabt, Elisabetta, so ein bisschen Aufsicht war vielleicht nicht so verkehrt, wenn dies nicht übertrieben worden ist.

Elisabetta1 - 28. Feb, 18:41

@wolfganggl

genauso, wie du jetzt, rückblickend noch auf erlebnisse und eindrücke der negativen art aufmerksam wirst, ist es mir mit den positiven eindrücken ergangen. eben viele jahre später, als junge erwachsene, erinnerte ich mich dankbar, meiner schönen kindheit. ;-)
Sternenblume - 1. Mär, 00:25

schwierig ...

liebe elisabetta, ich habe mich damals bewusst für mehr zeit mit den kids entschieden und wenig geld in kauf genommen ... meine schwester hat ihre kinder gleich in die krippe gegeben um geld zu verdienen damit sie ihren kids alles bieten kann - tja, dummerweise hat sie vieles nicht mitbekommen, weil sie oft nicht da war (erste gehversuche z. b.) ich finde das traurig ... denn gerade wenn die kids klein sind ist die bindung zur familie aus meiner sicht so wichtig ... und geld kann zeit und liebe nicht aufwiegen. die kehrseite ist der verzicht auf viele annehmlichkeiten im leben :-( aber - ich würde mich immer wieder so entscheiden.
lg sternchen

Elisabetta1 - 1. Mär, 10:00

deine entscheidung...

... bei den kindern zu bleiben, ist dir, in anbetracht des vorauszusehenden knapperen einkommens und dem damit verbundenen verzicht auf *luxus* , sicher nicht leicht gefallen.
nicht nur du, auch deine kinder werden sich immer wieder, an dieses geborgensein in der familie, erinnern und so ähnlich wie ich (in meiner familie) - dankbar sein - für diesen weg, den du genommen hast.
diese , deine, einstellung finde ich bewundernswert!
sternchen (Gast) - 1. Mär, 12:45

nun sind die kids auch schon viel älter und auf dem weg sich langsam, stück für stück, zu lösen ... eventuell werde ich in der nächsten zeit einen vollzeitjob annehmen (wenn es klappt) und hoffe sehr, dass sie damit dann auch klar kommen ... denn gerade in der pubertät brauchen sie ja doch wieder mehr aufmerksamkeit und hilfestellungen beim erwachsen werden ... aber ich kann ja schlecht bis sie aus dem haus sind zu hause bleiben ;-) sie haben aber wirklich bisher eine ganz große portion familie und harmonie mit auf den Lebensweg bekommen und das fehlt so vielen kindern heutzutage in der sie sich selbst überlassen sind oder die familie zerrüttet ist oder Alkohol etc. deren Leben von Klein auf bestimmt - daraus können doch keine "normalen" Menschen hervorgehen.
Und wenn es mit dem Job klappt, DANN hoffe ich auch meine Kinder für die Einschränkungen, die sie "erleiden" mussten bisher, entschädigen zu können ;-) dann könnte ich mir gut gemeinsame Unternehmungen an den Wochenenden vorstellen (jetzt sind die Kinder in einem Alter, in dem man viele tolle Dinge machen kann) oder sogar einen Urlaub etc. - davon hätten die Kinder JETZT mehr, also wenn ich mit ihnen als Kleinkinder was unternommen hätte.
Aber ich erlebe immer wieder, dass man echt angefeindet wird, wenn man sich FÜR die Familie entscheidet, das tut wirklich weh und belastet mein schlechtes Gewissen, das ich für den "Verzicht" habe, schon, denn vielen geht es nur darum den Kindern möglichst viele materielle Dinge bieten zu können ...
Puh, langer Beitrag *lach* nun aber : Finito
Schönen Sonntag noch :-)

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